Hard to Understand – album review (Deutsch)

„Hard To Understand“ enthält sieben Originalkompositionen und zwei Arrangements des mittelalterlichen „Clausula Tamquam sponsus“. Für die Einspielung hat der fünfmal mit dem Andèl Award ausgezeichnete tschechische Kontrabassist Jaromír Honzak nachstehend genannte Musiker um sich geschart: David Dorůžka – (guitar), Vít Křišťan (piano, Fender Rhodes, Wurlitzer, electronics), Luboš Soukup (saxophone and clarinet) sowie Martin Novák (drums and percussion).

Honzák, der sich mit sogenannter Alter Musik ebenso wie mit Jazz auseinandersetzt, blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. In deren Verlauf hat er mit Jorge Rossy, Chris Cheek, Sissel Vera Pettersen, Jon Falt und Michal Tokaj zusammengearbeitet. Seit den 1980er Jahren ist er aus der Jazzszene der Tschechischen Republik nicht wegzudenken. Der Ruf des Bassisten, der am Berklee College of Music in Boston studiert hat, beschränkt sich unterdessen nicht mehr allein auf sein Heimatland.

Mit „François Truffaut“ – an eine Ikone des französischen Films erinnernd – eröffnet Honzák sein aktuelles Album. Es folgen Stücke wie „Just Thinking“, „Rain Cloud“, „Simple Truth“ und „Tamquam“. Wir hören zudem „Hard to Understand“, „Cryptic“ und zum Schluss „Tamquam 2“.

Jazz und Film – da war doch was: Miles Davis begleitete die filmische Handlung von „Fahrtstuhl zum Schafott“ ( R: Louis Malle). So ist es denn nicht allzu überraschend, dass einem anderen Grande des französischen Films, François Truffaut, ein Song auf dem aktuellen Album gewidmet ist. Der Begründer der „Neuen Welle“ steht für Filme wie „Sie küssten und sie schlugen ihn“ sowie „Jules und Jim“. Nein, einen Jazzmusiker verpflichtete er für Filmmusiken nicht. Dennoch hatten diese für seine Filme eine außerordentliche Bedeutung.

Klangbänder vernehmen wir, die wie Schleierwolken anmuten. Das ist dem Saxofonisten Luboš Soukup mit seiner sanften Spielweise zu verdanken. In die musikalische Erzählweise des Stücks passen auch die  springenden Tastenfolgen, die an ein Wasserspiel denken lassen. Durchgängig vernimmt man sachte Blechwirbel.  Dazu gesellt sich dann eine weich gezeichnete Gitarre. Insgesamt atmet das Stück eine gewisse Leichtigkeit. Dabei hält sich der Bandleader und Bassist sehr zurück und überlässt dem Saxofonisten seines Ensembles und dem Gitarristen David Dorůžka die musikalische Federführung.

Das sich gegenseitig stimulierende Zusammengehen von Saxofonisten und Pianisten überzeugt in „Just Thinking“. In diesem Stück vermittelt der Gitarrist David Dorůžka wellige Klanglinien, bisweilen lässt er die Gitarre aber auch wimmern und heulen, jedoch nie überzogen. All das ist eingebettet in die Rhythmusgruppe, die für den Gitarristen einen Klangteppich ausgerollt hat. Auf dem Fuß folgt dem Gitarristen der Saxofonist, der sich in ähnlichen Schemata wie zuvor der Gitarrist bewegt. Beide sind im Folgenden in einem verwobenen Wechselspiel zu erleben.

Ja, endlich, ein Bassolo und das in „Rain Cloud“. Dabei meint man, hier werde nicht allein eine graue Regenwolke vor unseren Augen in einem Klangbild präsentiert, mit dem gezupften und dem gestrichenen Bass, sondern gleich ein Unwetter mit pfeifenden Winden, mit gepeitschtem Laub, mit Niederschlägen und Donnergroll skizziert. Schnarrend und schnurrend ist der akustische Bass zu hören und beigemischt auch der E-Bass. Sehr lyrisch ausgerichtet ist „Simple Truth“. Dabei gehören die ersten Takte des Stücks dem Gitarristen, der auf den sensiblen Saxofonisten trifft. So entsteht ein Wohlklang, in dem im Fortgang des Stücks wohl auch eine Klarinette eingebunden ist. Gleichsam tänzerisch bewegen sich die beiden genannten Instrumentalisten aufeinander zu. Und dann ist auch noch ein Fender Rhodes mit im Spiel – oder ist es eine Wurlitzer, die da Klangschauer auf den Hörer niedergehen lässt?

„Tamquam“ gleicht einer Mischung aus Minnegesang und zu Beginn elisabethanischen Weisen, auch wenn keine Oboe oder Fagott zu hören ist. Der Bezug zur Musik des 14./15. Jahrhunderts ist vorhanden, doch durch das Arrangement lösen sich die festen Strukturen, lässt der Pianist seinem Tastenspiel freien Lauf und durchbricht die eher liedhafte Struktur des Arrangements. Nun noch ein Wort zum Titel „Hard to Understand“: Dieser Song hat eine intensive poetische Ausstrahlung. Dafür sorgen unter anderem der Saxofonist und Gitarrist in ihren Dialogsequenzen.

© fdp

Review link: https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/j/jaromi-r-honza-k-hard-to-understand/

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